„Mein Leben steht in meinen Gedichten. Wer meine Gedichte liest und sich bemüht, sie zu verstehen, der wird daraus auch mein Leben kennenlernen, insofern es eine über das Private hinausragende Bedeutung hat.“
Johannes Kirchberg gestaltet anlässlich des 125. Geburtstags und im Hinblick auf den 60. Todestag von Johannes R. Becher einen musikalischen Abend mit Texten und Gedichten dieses fast vergessenen Autors. Doch wie nähert man sich diesem politischen Dichter, diesem dichtenden Politiker? Geht das überhaupt ohne Vorurteile?
Ja, es geht. Vor allem geht es menschlich! Und nein, man kann nicht vergessen, was besser zu vergessen wäre. Aber unter all dem Üblen den Menschen Becher in seiner immerwährenden Not liebevoll erkennen zu lassen, das ist Kirchbergs Bemühen. Und es gelingt ihm. Und so drückt er sich auch nicht um die Nationalhymne, deren Zeile „Deutschland, einig Vaterland“ zum meist zitierten Satz des letzten Jahrhunderts avancierte. Aber nie kommt auch nur der Hauch von Nostalgie auf. Und das ist der eigentliche Verdienst von Johannes Kirchbergs Programm.
Einige bekannte Gedichte wird man hören. Gedichte, die man als Lieder kennen kann, nun aber mit der Musik von Kirchberg. In dem Programm geht es um Heimat, den Heimatbegriff, das Ringen um Deutschland und Demokratie, den unbedingten Willen nach Frieden und auch um Liebe. Es gibt biografische Notizen und geschichtliche Bemerkungen.
Ein Abend, der Interesse weckt an dieser zwiespältigen Person. An dem Münchner Dichter, der später der erste Kulturminister der DDR wurde.